Energie in Kuba wird rationiert – die Solidarität multipliziert oder – wie die USA die Revolution in die Knie zwingen wollen

Seit einigen Tagen wird es spürbar und man fühlt die Ruhe vor dem heraufziehenden Sturm.  Mehr Leute an den Bushaltestellen, weniger Busse, – Gemunkel von kommenden Einsparmaßnahmen. Seit gestern Abend (12.09.19), als  sich Präsident, Energieminister und Planungsminister in der Sendung „Mesa Redonda“ an das Volk gewandt haben, ist es amtlich: Wie in einer Burg, die von lebenswichtigen Ressourcen abgeschnitten wird, liegt unsere Insel da und wir auf ihr. Abgeschnitten durch die US-amerikanischen Sanktionen auf Öllieferungen, die für alle lebenswichtigen Bereiche (Stromversorgung, Pumpwerke zur Wasserversorgung der Haushalte, Transport von Lebensmitteln) notwendig sind.

Seit Tagen hat kein Öltanker in Kuba angelegt. Diesen Monat wird morgen am 14. September das einzige  verbleibende Schiff für diesen Monat anlegen. Deswegen wird die kommenden 15 Tagen dem Blockadeplan der USA ein Plan von Rationierungen und Priorisierung der wichtigsten Bereiche entgegengesetzt. „Plan contra plan“ , wie der kubanische Nationalheld José Martí bereits im 19. Jahrhundert sagte. Ein Plan, mit dem sich das kubanische Volk und seine Regierung dem Imperium entgegenstellt. Es sind spürbar weniger Fahrzeuge auf den Straßen und so sieht es dann schwieriger aus von A nach B zu kommen.  Es wird jedoch laut Aussage der zuständigen Minister weder Schulunterricht ausfallen noch Engpässe bei der Lebensmittelversorgung geben. Allerdings werden an den Universitäten die Stundenpläne angepasst und in einigen anderen staatlichen Institutionen die Arbeitszeiten reduziert. – Wer kann, wird angewiesen von zu Hause aus zu arbeiten.

Schon im April warnte Raul Castro davor, dass das die USA den Belagerungsring um Länder wie Kuba, Nicaragua oder Venezuela enger ziehen werden. Doch gerade die KubanerInnen sind praktisch seit sechs Jahrzehnten Einschränkungen und Anpassungen auf Grund der widrigen Versorgungslage durch die US-Blockade gewohnt und erfinden sich immer wieder neu. Das heißt nicht, dass sie nicht leiden. Und wir leiden zumindest eine zeitlang mit ihnen. Aber dem durch die US-Blockade angestrebten Ziel „Hunger, Elend und Verzweiflung“[1] in der Bevölkerung zu erzeugen, wird heute wieder eine neue kubanische Antwort entgegengesetzt.

Es ist beeindruckend, wie auch heute Abend wieder in einer Art Dialog mit den Vorschlägen, Beiträgen und Kritiken aus dem Volk, Energieminister, Präsident und Planungsminister direkt im Fernsehen befragt werden und Ihren Leuten Rede und Antwort stehen. Auch der Verkehrsminister ist vor fünf Minuten ins Studio gekommen, nachdem er noch letzte Details abklären musste, von denen er gerade live im Fernsehen berichtet. Nach den Maßnahmen, um die Operationen von Häfen und Schienentransport zu garantieren, kommt er nun auf den privaten Transport zu sprechen. Bereits heute wurden viele private Fahrzeuge dazu angehalten Leute an den Bushaltestellen aufzunehmen und zu befördern. Das funktionierte bereits am ersten Tag und außerdem ist am Verhalten vieler Kubaner ein Ansteigen der Solidarität zu bemerken. Eine Art Reaktion, die sagt: Jetzt erst Recht – Solidarität! Viele wollen ihren Teil beitragen, ob es darum geht die Klimaanlage in den Spitzenlastzeiten von 11-2 Uhr mittags und 18-22 Uhr abends auszuschlalten, den Reis eben vorher zu kochen oder eine Mitfahrgelegenheit anzubieten. Es ist eine Solidarität von Nöten, die die Menschen in Kuba  noch enger zusammenschweißen wird, so wie es etliche Male in der Geschichte passiert ist. Und so setzen wir der ökonomischen Kriegsführung der USA auch unsere internationale Solidarität entgegen und  blicken kämperisch auf die kommenden Tage:

– Am Straßenrand, wie viele andere KubanerInnen auf einen Transport wartend, schwitzend in einem Büro der CUJAE, weil die Klimaanlagen nur zeitweise eingeschaltet werden oder einfach indem wir von der realen Situation hier schreiben, die bestimmt in diesen Tagen in den deutschsprachigen Massenmedien wieder zerissen und verzerrt wird.  Das Motto von Juan Almeida Bosque, dem Revolutionär der damals rief: „Aquí no se rinde nadie, …!“ – in Deutsch: „Hier gibt niemand auf, …!“ – wird sich in einer kollektiven, solidarischen Anstrengung bewähren.

[1] Siehe deklassifiziertes US-Memorandum von 1960 zum Zweck des Sturzes der Regierung Kubas

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