Produktivität

Weißes Gold

In einem der vorherigen Artikel unseres Blogs hat Pablo sich mit der Rolle des Zuckers in der kubanischen Gesellschaft auseinandergesetzt („Kubanische Kristalle“). Neben generellen Erläuterungen zu gesundheitlichen Risiken, die ein erhöhter Konsum mit sich bringen kann, wurden Zahlen zum Zuckerverbrauch auf Kuba und dem prozentualen Anteil an DiabetikerInnen in den Kontext gesetzt. Außerdem fand in den Artikel die wirtschaftliche Bedeutung der Zuckerproduktion für den kubanischen Staat Eingang.

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EXPO Cuba – Zwischen Fortschritt, Stagnation und Aufbruch

Zum Ende unseres Geschichtskurses an der CUJAE, der Technischen Universität Havannas, nahm uns unsere Dozentin Katarina Reyes auf einen Ausflug zum Schaufenster der wissenschaftlich-technischen Entwicklung des Inselstaates mit. „ExpoCuba – Donde Ayudamos a Descubrir Cuba“ – Wo wir helfen, Kuba zusammen zu bringen – lautet das ambitionierte Motto der permanenten Ausstellung entwicklungspolitischer Errungenschaften und der Herberge internationaler Messen wie der „Feria Internacional“, die jährlich über 70 Staaten einen Rahmen bietet sich zu ihren ökonomischen Aktivitäten auszutauschen sowie Geschäfte und Innovationen in die Wege zu leiten.

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Ein Besuch bei Labiofam

Am Montag, den 27. November 2017, habe ich mit dem Uni-Kurs „Problemas sociales de la ciencia y tecnología“ einen Ausflug zur Empresa de Labiofam gemacht. Da ich nicht genau wusste, wo ich hin muss und wie ich dort hin komme, hat sich die ohnehin schon lange Anfahrt etwas komplizierter gestaltet als nötig und ich kam eine halbe Stunde zu spät am Tor des Unternehmens an. Dort wurde ich aber freundlich in Empfang genommen und die Angestellten wussten bereits, dass ich zu der CUJAE-Gruppe gehöre. Ein Mann, der zur gleichen Zeit ankam, zeigte mir den Weg ins Teatro, wo alle bereits warteten. Ich dachte, der Mann würde mich nur zufällig ins Teatro begleiten, damit ich mich nicht verlaufe, aber es stellte sich heraus, dass er bei unserem Treffen mit anwesend sein würde und er einer der Forscher ist, die mit Skorpiongift arbeiten, um unter anderem Entzündungen und Krebszellen im menschlichen Körper zu bekämpfen. Auf dem Weg zu den anderen wusste ich aber noch nicht einmal so genau, was Labiofam denn eigentlich ist oder macht. Das hat uns unsere Professorin Silvia bestimmt im Vorfeld schon gesagt, diese Information ist wohl aber mangels ausreichender Spanischkenntnisse an mir vorbeigegangen.

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Der wirtschaftliche Faktor der Spezialperiode und der Weg aus der Krise (Teil 3 von 4)

1996 bis heute

Das Schlimmste ist überstanden, die kubanische Wirtschaft scheint sich aus dem Tief der Spezialperiode von 1994 langsam wieder zu erheben. Die Lebensqualität der Kubaner steigt erneut und die Wirtschaftsaktualisierungen versprechen ein langsames, aber sicheres Wirtschaftswachstum, wie 1996 mit sogar knapp 8%, doch die Spezialperiode ist noch nicht überwunden.

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Landung mit dem Vogel in Cerro

Vor einiger Zeit habe ich mich bei dir, Havanna, bedankt, für das Dach, dass du mir seit einer Weile über dem Kopf, in deinem Viertel Cerro, gegeben hast. Du hast Cerro richtig ins Zentrum deiner Viertel gestellt, so dass man von hier aus fast überall hinkommen kann. Vor einiger Zeit hast du sicherlich mitbekommen, was in meinem Straßenviertel passierte. Das war nichts schlimmes, aber das gehört halt dazu, wenn man hier wohnt. Genau gesagt war es am 15. Mai, an einem Sonntag gegen zwei Uhr nachmittags, an dem ich lautes Quieken von Schweinen hörte. Von der Terrasse aus, war fast alles zu sehen. Drei Männer, inklusive meinem Nachbarn haben über 20 Minuten versucht das gut gebaute Schwein, mit Seil ums Maul gebunden, über den Hof Richtung Straße zu ziehen. Alle drei Männer mussten jede Minute eine Pause machen, weil das Schwein nicht zu bewegen schien und laut quiekte. Es wurde zum Schlachthof mitgeschleppt. Du weißt Bescheid über die Schweinezucht von meinen Nachbarn?

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Obamas Kubabesuch Teil 2 von 2

Eine Interpretation in Anlehnung an den Artikel „Obama y la economía Cubana: Entender lo que no se dijo“, von Augustín Lage* erschienen am 23.03.2016 auf Cubadebate.cu. (Übersetzung „Obama und die kubanische Ökonomie: Verstehen was nicht gesagt wurde“ zu finden auf amerika21.de)

Unterschiedliche Konzepte von gesellschaftlicher Produktion

  • „Seitens Obama wird der privatwirtschaftliche Sektor als Hauptkomponente der Wirtschaft angesehen. Wir sehen ihn als Ergänzung zur Hauptkomponente, diese ist das sozialistische staatliche Unternehmen. Tatsächlich beschäftigt der nicht-staatliche Sektor in Kuba fast 30% der Arbeiter*Innen, macht aber nicht einmal 12% des BIP aus. Das zeigt seine beschränkte Bedeutung für die Wertbildung.
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Kooperativen im cubanischen Sozialismus

Alte Konzepte neu verwirklicht?

Die Straße ist staubig, heiß, und voller Menschen, die auf ihrem Heimweg der sengenden Sonne entfliehen wollen. Ich stehe am Bordstein des Hospital Militar und warte vergeblich auf meinen Linienbus, den sogenannten Guagua, welcher mich direkt zu meiner Wohnung, einer Casa particular im Stadtzentrum, bringt. Plötzlich kommt ein moderner gelber Minibus mit verdunkelten Scheiben und Platz für ca. 30 Menschen um die Ecke gebogen. Verwundert über das so andere Erscheinungsbild des Busses, an dessen Vorderseite Cooperativa 1 steht und der sich von den mir bekannten Linienbussen im Erscheinungsbild krass abgrenzt, erkundige ich mich beim Fahrer über das Ziel und steige ein.Mein Sitznachbar erklärt mir bei angenehm kühler Temperatur des klimatisierten Busses und auf gepolsterten Sitzen, dass wir gerade mit einer der neuen Transportkooperativen unterwegs sind. Die Legalisierung von Kooperativen wie dieser, die neben den Menschen die auf eigene Rechnung arbeiten (cuenta propistas), heute eine Alternative zur staatlichen Beschäftigung darstellt, sind integraler Bestandteil des Aktualisierungsprozesses der cubanischen Wirtschaft. Sie sollen unter anderem die Effizienz und Qualität der Dienstleistungen fördern und die Produktivkräfte entwickeln. Für 5 Moneda nacional (ca.20 Cent) stellt die Transportkooperative nun eine adäquate Segmentergänzung zwischen den öffentlichen Bussen für 0.40 Moneda nacional (Studenten zahlen 0,20 Mn) und den einfachen Sammeltaxis „Maquina“ für 10 Moneda nacional dar. Doch was sind eigentlich Kooperativen oder Genossenschaften?

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Worum es geht? -Um die ganze Bäckerei

Wie ich in einem Kraftwerk in Cuba den gesellschaftlichen Charakter der Arbeit erfahre

Ich stehe im fünften Stock des Verwaltungsgebäudes eines der größten thermischen Kraftwerke zur Stromerzeugung der Insel und blicke auf die Einfahrt zum Kraftwerksgelände. Es ist 7.30 Uhr und ein Bus bringt gerade den Großteil der Belegschaft zum Arbeitsplatz. Da das Kraftwerk normalerweise auch nachts läuft und überwacht werden muss, gibt es natürlich auch einige Arbeiter, die schon da sind. Ich selbst arbeite für ein paar Wochen hier als Übersetzer und betreue einen deutschen Techniker, der für die Wartung einiger großer Ventile herbeordert wurde. Die cubanischen Arbeiter steigen nun aus dem Bus. Seit meinem ersten Tag hier, vermittelt mir die Stimmung unter ihnen – seien es Mechaniker, Ingenieure, Elektroniker oder auch die Köche der Kantine ein Gemeinschaftsgefühl. Ist es weil sie alle morgens mit dem gleichen Bus abgeholt werden und abends wieder zurück in die Stadt gebracht werden? Oder weil sie alle um 10 Uhr das gleiche zweite Frühstück, meistens Brot mit Schinken, erhalten und alle vom einfachen Arbeiter bis zum Direktor zusammen zu Mittag essen? Das Gemeinschaftsgefühl auf dem Kraftwerksgelände entsteht bestimmt auch, weil alle zum gleichen Zweck arbeiten, nämlich das Kraftwerk am Laufen zu halten oder wie jetzt, da es in Revision ist, es zu reparieren, damit die Gesellschaft Strom bereitgestellt bekommt. Das Kraftwerk produziert knapp 300 Megawatt elektrischen Strom, das entspricht in Cuba Strom für ca. 1 Million Haushalte.

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Steht Cuba vor dem Ausverkauf? Teil 1

Eine kurze Abhandlung über Cubas Außenpolitik nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Ostblocks

Cuba und die EU

Fidel Castro, der Revolutionsführer der für einige als das letzte Relikt des kalten Krieges gilt und schon hundertfach totgesagt wurde, lächelt qicklebendig von den Auslagen der Zeitungsstände. Sogar eine ganze Fotoserie widmet sich ihm und seinem hochrangigen Besuch. Er empfängt niemand Geringeren als Francois Hollande, den Präsidenten Frankreichs, der mit einer Wirtschaftsdelegation und sieben Ministern angereist ist. Fidel, der sich 2006 aus gesundheitlichen Gründen von seinen politischen Ämtern zurückgezogen hat, kommt damit der Bitte Hollandes nach, der sich ein persönliches Treffen ihm gewünscht hatte. Doch nicht nur der französische Staatschef ist auf Reisen. Sein cubanisches Pendant Raúl Castro besuchte in der letzten Woche im Rahmen seiner Europareise einige wichtige europäische Staaten. Er nahm z.B. an der Siegesparade über den Faschismus in Moskau teil, sprach mit den Staatschefs Russlands und Italiens und scherzte mit dem Papst.

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