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Die moralischen Herausforderungen des kubanischen Alltags – oder wie Balletbesuche das Leben verändern können (Teil 2)

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Innenansicht des Theaters „Alicia Alonso“ in Havanna (Quelle: Granma)

Kuba ist ein Land der Kompromisse, Kompromisse, die jeder auch mit sich selbst und seinen Idealen machen muss. Es ist ein Unterschied die Realität und deren Widersprüche tagtäglich zu erleben oder von außen ein moralisches Urteil zu sprechen, für welches ich vor 12 Monaten gewissenhaft in die Bresche gesprungen wäre. Mit diesen Hintergedanken maße ich mir auch nicht an, Korruption auf kleinster Ebene, Jineterismo oder Wiederverkäufer als Individuen zu verurteilen. Meiner Meinung nach muss man zwischen auftretenden Phänomenen, Personen, in denen diese augenscheinlich verkörpert sind, sowie ihren Beweggründen und Ursachen differenzieren und diese abstrahiert betrachten.

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Die moralischen Herausforderungen des kubanischen Alltags – oder wie Balletbesuche das Leben verändern können (Teil 1)

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Das Gran Teatro Alicia Alonso in Havanna (Quelle: Balletcuba)

Sonne, Rum, Zigarren, gut gelaunte Salsa tanzende Menschen, niedrige Löhne, kostengünstige Kultur, lange Schlangen, Ballett, sowie das Talent der Kubaner für jedes Problem eine (oft unkonventionelle) Lösung zu finden („resolver la cosa“) sind einige der verbreitetsten Klischees über Kuba. Doch was ist Romantik? Was Wahrheit und was ist übertrieben? Ich werde im folgenden zweiteiligen Bericht meinen selbst erlebten Versuch darstellen, Theaterkarten für das Nationalballett zu erwerben. Wobei ich nicht darum herumkomme mich mit einigen der genannten Thematiken auseinanderzusetzen.

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Karfreitag mit Sympathy for the Devil

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Die Rolling Stones auf dem Gelände der Ciudad Deportiva

Im vergangenen Oktober hatte Mick Jagger Kuba besucht. Seitdem waren in Havanna die Gerüchte um ein Konzert der Rolling Stones hochgekocht. Der Sänger hatte bei seiner Visite erklärt, dass für ihn eine Show auf der Insel zu den zehn Dingen zählen würde, die seine Band auf jeden Fall noch machen müsste. Doch viele Skeptiker zweifelten an der Realisierung und nannten die Kosten oder die organisatorischen Probleme als Gründe. Doch Jagger machte seine Ansage wahr und kam nach Kuba. Die Stones und ihre gut 80köpfige Crew wurden im Hotel Nacional untergebracht. Der ehemalige Mafiatempel in Havannas Stadtteil Vedado unweit der Uferpromenade Malecón beherbergt heute meist Staatsgäste und Geschäftsreisende.

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Wie der Präsident Havanna lahmlegt

Vom 20. bis 23. März absolvierte Barack Obama einen Staatsbesuch auf Kuba. Darüber wurde sowohl auf Kuba, als auch international viel berichtet. Wir waren an diesen Tagen zu unterschiedlichen Zeitpunkten an unterschiedlichen Orten in der Stadt unterwegs und wollen euch einen kleinen Eindruck darüber geben, wie wir die Stimmung in Havanna wahrgenommen haben.

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„No va a venir“

„Hey Americano, la guagua no va a venir.“

Ich sitze an einer Haltestelle mitten im Nirgendwo und warte auf meinen Bus. Vor mir hat sich aus dem Nichts Fernando aufgebaut, ein 32 Jahre alter Kubaner, kurze Haare, durchtrainiertem Körper, und zwinkert zu mir herüber mit einem breiten Grinsen, das seine Zahnlücke zwischen den beiden Frontzähnen zum Vorschau kommen lässt, Wahrscheinlich sehe ich etwas verwundert aus, denn ohne dass ich gefragt hätte, fügt er erläuternd hinzu:

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Cool bleiben – Was sagt Havanna zum Obama-Besuch?

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Mit Gitarre und Knarre: Che Guevara auf einem Wandbild in Havanna (Quelle: Ueslei Marcelino/Reuters / jW)

In den Tagen vor dem Beginn des historischen Staatsbesuchs von US-Präsident Barack Obama lag in der kubanischen Hauptstadt Havanna etwas in der Luft. Straßen wurden geteert, die Häuser am Malecón mit Hochdruck saniert, und vor dem »Habana Libre«, dem ehemaligen Mafiatempel und Hilton-Hotel, weht seit kurzem wieder eine US-Fahne – neben der kubanischen und einigen anderen. »Wir gehen davon aus, dass der Besuch gut für Kuba sein wird und die Kubaner bessere Möglichkeiten für ihre wirtschaftliche Entwicklung und eine bessere Zukunft bekommen«, meint der 18jährige Luis Angel Peña, der in Havanna zur Schule geht. »Wir sind zwei komplett verschiedene Länder, haben aber viele kulturelle Gemeinsamkeiten.« Er würde es auch begrüßen, wenn Kubas Präsident Raúl Castro im Gegenzug die USA besuchen würde. »Der Besuch wird Kuba internationales Prestige verleihen. Es ist ein Besuch, der die Beziehungen zwischen beiden Völkern verbessern kann«, meint auch Otto Guerra González (63), der als Geschichtsdozent an der Universität von Havanna gearbeitet hat.

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Operación Obama

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US-Flagge vor der neu eröffneten Botschaft in Havanna (Quelle: indianexpress.com)

Vor 5 Jahren habe ich einen Gringo in Deutschland getroffen. Ich habe mit ihm über die Beziehung zwischen Cuba und den USA diskutiert. Nachdem ich ihm gesagt habe, dass die USA Cuba respektvoll behandeln und wie einen Nachbarn ohne jegliche Vorwürfe annehmen muss, sagte er: „Solange Castro an der Macht ist, wird es keine Verhandlungen mit Cuba geben.“

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Kuba bereitet nächsten Parteitag vor

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Vom 16. bis zum 18. April wird in Havanna der VII. Parteitag der regierenden Kommunistischen Partei (PCC) tagen. Nach fünf Jahren findet damit in Kuba wieder der nächste reguläre Parteikongress statt, bei dem der politische Kurs des Landes zum Jahr 2021 festgelegt werden soll. Auf dem letzten Parteitag 2011 verabschiedeten Kubas Kommunisten ein umfassendes Reformprogramm, welches in Form der 313 “Leitlinien zur Wirtschafts- und Sozialpolitik” bis zum nächsten Parteikongress umgesetzt werden sollte.

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Yo sí puedo – Ja, ich kann (Teil 2: Einfluss der Alphabetisierungkampagne auf das Herausbilden der revolutionären und solidarischen Identität einer Generation)

Damit die 105664 jungen Menschen, von denen im ersten Teil berichtet wurde, an der Alphabetisierungskampagne teilnehmen konnten, wurden die Schulferien von April 1961 bis Januar 1962 auf den ganzen Zeitraum dieser Kampagne ausgedehnt. Weiterhin erforderte es jedoch das Einverständnis der Eltern. Diese hatten häufig Sorgen, dass ihre Kinder den Widrigkeiten des Landlebens nicht gewachsen sind, ihre Mission abbrechen, verfrüht wieder nach Hause kehren und somit dem Ansehen der Familie schaden.

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