Die „Plaza Vieja“ (zu deutsch: Alter Platz) bildet gemeinsam mit der „Plaza de la Catedral“ und der „Plaza de Armas“ das Herzstück der Altstadt Havannas. Bisweilen werden die Plätze an – nicht gerade eine Seltenheit – sonnigen Tagen von Touristenströmen geflutet. Man bestaunt die teils mehrere Jahrhunderte alten Bauten, füllt den Kameraspeicher mit Erinnerungsfotos oder bestellt sich zum Klang klassischer bis moderner kubanischer Musik einen Kaffee, ein kühles Bier oder gar einen der ausgezeichneten kubanischen Cocktails.
Als der Arzt Ernesto Che Guevara mit seiner Truppe im Dezember 1956 an der Ostküste Kubas landete, traf er in den Bergen der Sierra Maestra auf Kinder, „die die physische Erscheinung von Acht- oder Neunjährigen hatten, die jedoch fast alle 13 oder 14 Jahre alt waren.“ Guevara beschrieb die Umstände damals als „die eigentlichen Kinder der Sierra Maestra, authentische Produkte von Hunger und Elend. Sie sind Opfer der Unterernährung.“ Damals wussten nur elf Prozent dieser Kinder, wie Milch schmeckt. Zudem hatten nur vier Prozent der kubanischen Bevölkerung Zugang zu Fleisch. Darüber hinaus hatten 84,6 Prozent der ländlichen Bevölkerung keinen Zugang zu medizinischer Hilfe. Wer also damals mit einer ernsthaften Krankheit konfrontiert war, hatte kaum eine Überlebenschance. Ich verstehe nun den Satz „salud es lo primero“, den ich in den letzten 3 Monaten so oft in den Gesprächen gehört habe, viel besser. Insbesondere, wenn ich dies von einem 85 jährigen Mann höre, der aus persönlicher Erfahrung spricht. Für uns – die in Europa lebenden Menschen – sind diese Umstände, unter denen die KubanerInnen damals leben mussten, nicht vorstellbar. Man bedenke, dass das Ganze erst 60 Jahre her ist…
Auf der internationalen Konferenz für Demokratie und gegen Neoliberalismus nahm ich mit einer anderen Bunkista an der Kommission der “Jugend, ihre Strategien und der Kontinuität in den Kämpfen” teil. Es waren doch mehr junge Menschen versammelt, als ich erwartet hatte und so nahmen wir in dem schon fast überfüllten Konferenzraum unsere Plätze ein und lauschten den Redebeiträgen, die ihre Wege aus den verschiedensten Ländern nach Kuba gefunden hatten und die unterschiedlichsten Lebensrealitäten und ihre Problematiken, Wünsche und Ideen widerspiegelten. Dennoch verband uns alle eins: Der Kampf um eine bessere Welt…
Zum Abschluss des antiimperialistischen Solidaritätstreffens hielt auch der derzeit in vielen westlichen Medien sehr umstrittene venezolanische Präsident Nicolas Maduro eine fast einstündige Ansprache. Aus der ergreifenden Rede sprachen tiefer Humanismus und Liebe zu seinem Volk. Es entstand der Eindruck, dass der Präsident auch über seine Staatsgrenzen hinaus von vielen Völkern Lateinamerikas sehr geschätzt wird. Auch besonders die Kubaner*innen schätzen den sozialistischen Präsidenten ihrer Schwesternation Venezuela. Auch ich bin seinem Charm, seiner Eloquenz und seinem Charisma durchaus verfallen. Natürlich werde ich es nicht bei meiner subjektiven Schwärmerei belassen, sondern werde in der Folge auf die Inhalte der Rede eingehen. Sicher ist, dass ich mir von einem Präsidenten der mir in europäischen Medien vielmals als Diktator, Tyrann und Schlächter geschildert wird, zumindest eine faschistoide, menschenverachtende, rassistische, homophobe oder frauenfeindliche Bemerkung erwartet hätte. Davon gab es aber nicht mal eine. Ganz im Gegenteil; es kamen jede Menge Solidaritätsbekundungen, unter anderem eine Versicherung der Einheit gegenüber Spaltungsversuchen des venezolanischen und salvadorischen Volkes. Maduro verurteilte Personen bzw. Staatschefs, welche sich durch imperialistische Taktiken korrumpieren lassen, wie Nayib Bukele, Präsident von El Salvador. Zentral war natürlich auch die Kritik am wildgewordenen Kapitalismus und am Neoliberalismus. Gleichzeitig beglückwünschte er die Chilen*innen zur sozialen Revolution, um welche die Nation ringt. Auch 18 Jahre nach Beendigung der Diktatur in Chile gibt es immer noch die selbe Verfassung. Angesichts dieses und vieler weiterer Missstände im Land ist in den Chilen*innen der Kampfgeist wieder aufgekeimt und sie gehen mit den Parolen und Klängen des Liedes „El pueblo unido jamás será vencido“ (das geeinte Volk wird nie besiegt werden) auf die Straßen.
Auf der Isla de la Juventud hatte ich das Vergnügen, eine staatliche Kindertagesstätte besuchen zu können. In einem spontanen Moment ging ich dorthin und trotz eines zeitgleich stattfindenden Elterntages konnten sie mir viele meiner Fragen beantworten.
Die Menschenmassen strömen in gleichmäßigem Tempo über die breite Uferpromenade, die zu diesem außergewöhnlichen Anlass für den sonst so hektischen Straßenverkehr gesperrt ist. Lange Schlangen bilden sich vor den rauchenden Pavillons, die unter anderem gebratenes Hähnchen, Dosenbier und Refrescos (Softdrinks) zum Verkauf anbieten. Von links und rechts schallt immer wieder der eingängige Rhythmus des Reggaeton aus Boxen, die von tanzenden Kubanern regelrecht umlagert werden. Die Stimmung wirkt ausgelassen, jedoch liegt in Erwartung des abendlichen Höhepunktes zunehmend Spannung in der Luft. Es scheint, als hätte sich an diesem leicht verregneten Freitag die ganze Stadt zum Auftakt einer besonderen Feierlichkeit versammelt: dem 500. Jahrestags Havannas.
Rückblick: Das im November 2017 verabschiedete Abkommen zwischen der Europäischen Union und Kuba hat die Novellierung des politischen Dialogs und der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zum Ziel. Zuvor hatte die EU noch den sogenannten „gemeinsamen Standpunkt“ – wohlgemerkt aus dem Jahr 1996 – gegenüber dem sozialistischen Inselstaat vertreten, der mitunter von der damaligen rechtskonservativen spanischen Regierung vorangetrieben wurde. Kern dieser Resolution war u.a. das langfristige Ziel eines „Wechsels“ des politischen Systems auf Kuba. Die kubanische Seite lehnte diese Forderung(en) stets ab und verurteilte sie als Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes.
Internationalismus : Am ersten Novemberwochenende haben einige Mitglieder unserer Gruppe gemeinsam mit über 1000 anderen Delegierten aus über 95 Ländern am „Encuentro Antimperialista de Solidaridad , por la Democracia y contra el Neoliberalismo“ (auf Deutsch: Antiimperialistisches Solidaritätstreffen für Demokratie und gegen Neoliberalismus) teilgenommen. Das kubanische Institut für Völkerfreundschaft (ICAP) hatte das Treffen zum 500 jährigen Jubiläum der Stadt Havanna einberufen und zielte damit darauf ab, der Solidarität mit Kuba eine breite Plattform zu bieten. Auf dem dreitätigen Treffen gab es hunderte Redebeiträge und ergreifende Solidaritätsbekundungen von Delegierten verschiedenster Staaten und Organisationen. Als Fazit der Konferenz wurde ein 61 Punkte starker Aktionsplan ausgearbeitet, der Friedens- und Solidaritätsbewegungen, sowie den damit verbundenen Kampf gegen Imperialismus und Neoliberalismus weltweit stärken soll.
Wie auch andere Proyecto – Gruppen hatten wir während unseren Aufenthaltes auf der Isla de la Juventud die Möglichkeit, ein „Hogar de Ancianos“ (Altersheim) zu besuchen. Die Einrichtung hat ihren Sitz in LaFe, das sich etwa 36 km entfernt von unserem Dorf „La Demajagua“ befindet. Während wir durch ein riesiges Tor, das auch von WachbeamtInnen bewacht wurde, das Gelände betraten, wurden wir von der Direktorin herzlichst in Empfang genommen und durch die verschiedenen Räumlichkeiten geführt. Das Altersheim wirkte mit den Schaukelstühlen im Innenhof, auf denen einige BewohnerInnen saßen, sehr einladend. Unser Rundgang fand während der Mittagszeit statt. Immer wieder folgten neugierig wirkende Augenpaare aufmerksam unseren Schritten.
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