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Das Martyrium der Geflüchteten: Film „Viacrucis Migrante“ zeigt das, was wir nicht sehen

Foto: Hauke Lorenz

Die Lebenssituation von Flüchtenden auf der ganzen Welt ist für uns als Privilegierte kaum vorstellbar. Umso wichtiger ist es, über die Lebenssituationen derjenigen Menschen aufzuklären, die ihre Heimat verlassen müssen, weil sie Opfer von Gewalt und Diskriminierung geworden sind. Hauke Lorenz, ein Filmemacher aus Hamburg, hat sich dieser Aufgabe angenommen und beim lateinamerikanischen Filmfestival im Dezember 2016 in Havanna seinen Film „Viacrucis Migrante“ vorgestellt, mit dem er Menschen, die über die südmexikanische Grenze fliehen, eine Stimme gibt. Wir haben uns den Film angesehen und hatten sogar die Gelegenheit, mit Hauke über seine Arbeit in Mexiko zu sprechen.

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Havanna, du hast doch einen Vogel

Heute möchte ich mit dir über Vedado fliegen. Obwohl wir uns noch nicht im Gebiet des Municipios aufhalten, kann ich von hier oben doch schon die Hauptschlagader, die sogenannte Calle 23 erblicken. Die breite Straße, welche zu deinen bekanntesten gehört, wirkt von hier oben trotz der Entfernung besonders belebt. Wir treten gemeinsam in den Luftraum Vedados ein. Mir fällt auf, dass die Calle 23 neu gepflastert ist. Du erzählst mir, dass die Sanierungsarbeiten von den Produzenten des neuen Fast And The Furious Films bezahlt wurden. Die Straßenbauer haben wirklich eine klasse Arbeit geleistet. Alles funktioniert nun etwas schneller als zuvor und die Autos brauchen keine Bögen mehr um die Schlaglöcher zu fahren. Du zeigst mir das Berthold Brecht Theater. Hier war ich schon oft zu Besuch. Vor kurzem erst ist dort die deutsche Theaterwoche ausgelaufen. Unter der Woche finden hier Kulturveranstaltungen statt und am Wochenende sind lange Schlagen von Jugendlichen zu beobachten, die sich im Untergeschoss zu Technomusik bewegen. Ich werfe noch einen letzten Blick auf das Theater, wir fliegen weiter und es verschwindet hinter uns. Wir kommen an einer sehr großen Kreuzung an. Fast alle Busse, welche die Menschen durch Havanna fahren, halten hier.

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Alltagsatmosphären

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Drückende Hitze – eigentlich vollkommen normal, aber trotzdem immer wieder erwähnenswert. Sie ist allgegenwärtig und umgibt mich wie eine Blase. Das Leben scheint in doppelter Geschwindigkeit an mir vorbeizuziehen. Ich befinde mich in der Rolle des Beobachters, versuche alles zu sehen, alles mitzubekommen, alles aufzunehmen, zu riechen, zu hören, zu fühlen.

…Aber da ist immer noch diese Hitze…

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Gemeinsam bist du nie verloren – unterwegs mit den excursionistas

Es ist Freitag, fünf Uhr dreißig. Morgens. Ich stehe im vollgepackten Bus der Linie PC und fahre in Richtung des Stadtrands von Havanna. Für die Kubaner*innen, die sich gerade zur Arbeit quälen, müssen wir drei Kartoffeln mit unseren riesigen Treckingrucksäcken ein ungewöhnliches Bild abgeben. Anmerken lassen sie sich das aber nicht. Wir quälen uns zwar auch, machen das aber freiwillig und nennen das dann Abenteuer oder so. Für das lange Wochenende ist geplant, mehrere Tage im kubanischen Dschungel zu verschwinden und am Ende auf einen tausendnochwas Meter hohen Berg zu kraxeln.

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Ein Gespenst geht um in der Welt

Durch das klappernde Fenster in meinem Zimmer, werde ich gegen 3 Uhr morgens wach und auf einmal knallt ein Windstoß es endgültig zu. Halt, war das ein Windstoß? Eine fluoreszierende Wolke setzt sich von der Decke ab. Ist das ein Albtraum? Nein! Die Wolke fängt an Gestalt anzunehmen. Mit einem markanten Bart, einer Mütze auf der ein roter Stern prangt. Das Gesicht kenne ich doch irgendwoher. Verdammt, das ist Ché. „Was machst du denn hier?“, frage ich ihn. „Hey León!“, antwortet er mir. „Ich wollte nur einmal kurz vorbeischauen und ein paar Gedanken für die Menschen dieser Welt hinterlassen. Leider kann ich in dieser Daseinsform keinen Stift in die Hand nehmen und du müsstest das für mich erledigen.“ Gesagt getan. Setze ich mich also an meinen Schreibtisch. Mit tiefer Stimme, bedacht auf jedes Wort, fängt er an zu erzählen:

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Zwangstests und Quarantäne für HIV-Infizierte in Kuba?

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Als ich kurz nach meiner Ankunft in Kuba etwas zum Thema Gesundheit in meinem Reiseführer (Stefan Loose, 2012) nachschlage, verschlägt es mir fast die Sprache. Ich lese dort, dass es Kubas AIDS-Politik vorsehe, dass alle Kubaner verpflichtend einen HIV-Test machen müssten und HIV-Infizierte in Sanatorien isoliert werden würden, um ein Ausweiten der Krankheit auf die Bevölkerung zu verhindern. Die Sanatorien dürften sie nur verlassen, nachdem sie als „sexuell verantwortungsbewusst“ eingestuft werden würden. Kann es wirklich sein, dass Kuba auf derart gewaltsame Weise Menschen mit HIV vom Rest der Gesellschaft trennt und isoliert, um die HIV-Rate niedrig zu halten? Ich beginne mehr zum Thema zu recherchieren.

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9 Tage Fidel – La Caravana

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Dienstag 29.11.2016.

Um halb zwölf nachts kommen wir von der großen Abschiedsveranstaltung für Fidel auf der Plaza de la Revolución, wo wir sechs Stunden lang mit hunderttausenden  Kubaner*innen der Müdigkeit in unseren Beinen trotzten, zurück am Campus der CUJAE an. Aber statt nun schlafen zu gehen, was nach dem langen und anstrengenden Tag normal wäre, finden sich die meisten Studenten nach und nach in der Mensa ein um sich ein fleißig vorbereitetes mitternächtliches Abendessen abzuholen. Die Mitarbeiter*innen scheinen mir heute Nacht besonders freundlich zu sein und das obwohl sie um die Uhrzeit noch arbeiten müssen. Es ist irgendwie anders als sonst. Auch brauchen wir heute nicht einmal Besteck und Becher vom Zimmer holen, ohne die das Essen in der Mensa unter normalen Umständen nicht möglich wäre. Heute bekommen wir schickes Plastikbesteck gestellt, so dass auch die Studierenden essen können die nicht in der Uni wohnen.

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Für einen Martí durch Havanna

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Meine Schuhe sind immer noch eklig klebrig von dem Teer, der einfach über die Straße gekippt wurde. Die Straße absperren, wenn man sie erneuert? Das erscheint mir inzwischen seltsam fremd. Auf Kuba werden Baustellen nicht abgesperrt. Man kann einfach so über die zu erneuernde Straße fahren oder laufen und sich mit seinen Fußabdrücken im Pflaster verewigen. Ich befinde mich an der Bushaltestelle der CUJAE, der technischen Uni von Havanna, nicht ahnend welche wunderschönen Erfahrungen mich heute erwarten werden. Selbst nach vier Wochen Kuba bleibt jeder Tag einzigartig. Obwohl mein Terminkalender vollgestopft ist mit Artikelbesprechungen, kulturellen Veranstaltungen, Gruppentreffen und Spanischunterricht und meine deutschen Terminorganisationsmethoden für die neue kubanische Realität nicht mehr angemessen scheinen, so lebe ich doch irgendwie viel mehr von Tag zu Tag, von Moment zu Moment. Abgetrennt vom mobilen Internet ist eine Minutengenaue Taktung des Tagesablaufs ohnehin nicht möglich und Hitze und Luftfeuchtigkeit sorgen dafür, dass man mehr auf die Energiereserven des Körpers achten muss.

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9 Tage Fidel – Eine Revolution im Wandel, eine Revolution ohne Fidel

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Den Spanischkurs beenden wir heute schon früher, denn heute ist kein gewöhnlicher Tag. Heute ist der vierte Tag Staatstrauer nach Fidels Tod. Wie schon einen Tag zuvor sind die Menschen auf den Platz der Revolution in Havanna eingeladen, um sich von dem Mann zu verabschieden, der über 50 Jahre lang die kubanische Revolution mit seinen Ideen angeleitet hat. Schon gestern habe ich auf dem Platz die Vorbereitungen für den heutigen Tag gesehen, zu dem auch Präsident*innen und Vertreter*innen aus verschiedenen Ländern eingeladen sind, um an dem kubanischen Gedenkakt teilzunehmen und ihre Verbundenheit mit Fidel, seiner Politik und seinen Ideen zu unterstreichen.

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