Kjell

„Ich bin Sozialist und kein Taxifahrer“

DSC_2093Es ist ein schwüler Freitagnachmittag, die Arbeiter der umliegenden Baustellen versammeln sich um die Bars an den Straßen, weißer Staub auf ihren Arbeitsklamotten und oft ein Bier in den mit Fugen und Rillen versehenen Bauarbeiterhänden. Die Vögel zwitschern, die Autos rattern über den Asphalt und von irgendwoher scheppert der monotone Bass eines neuen Reggeatónhits herüber.

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La Marcha de las Antorchas

Ein, zwei, drei – viele Feuer breiten sich aus in der Stadt. An jeder brennenden Fackel werden weitere entzündet. Wir stehen am obersten Absatz der prachtvollen Treppe der Universität Havannas. Die Vielzahl an Menschen, welche sich die Treppe hinab, vorbei an der „Alma Mater“ und hinein in die Gassen Havannas schlängelt, gleicht einem einzigen autarken Organismus. Rauch steigt von den unzähligen Fackeln der Einzelnen innerhalb der Masse auf, ein in jederlei Hinsicht atemberaubendes Szenario. Plötzlich beginnt sich die Masse zu bewegen!

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Havanna, du hast doch einen Vogel

Heute möchte ich mit dir über Vedado fliegen. Obwohl wir uns noch nicht im Gebiet des Municipios aufhalten, kann ich von hier oben doch schon die Hauptschlagader, die sogenannte Calle 23 erblicken. Die breite Straße, welche zu deinen bekanntesten gehört, wirkt von hier oben trotz der Entfernung besonders belebt. Wir treten gemeinsam in den Luftraum Vedados ein. Mir fällt auf, dass die Calle 23 neu gepflastert ist. Du erzählst mir, dass die Sanierungsarbeiten von den Produzenten des neuen Fast And The Furious Films bezahlt wurden. Die Straßenbauer haben wirklich eine klasse Arbeit geleistet. Alles funktioniert nun etwas schneller als zuvor und die Autos brauchen keine Bögen mehr um die Schlaglöcher zu fahren. Du zeigst mir das Berthold Brecht Theater. Hier war ich schon oft zu Besuch. Vor kurzem erst ist dort die deutsche Theaterwoche ausgelaufen. Unter der Woche finden hier Kulturveranstaltungen statt und am Wochenende sind lange Schlagen von Jugendlichen zu beobachten, die sich im Untergeschoss zu Technomusik bewegen. Ich werfe noch einen letzten Blick auf das Theater, wir fliegen weiter und es verschwindet hinter uns. Wir kommen an einer sehr großen Kreuzung an. Fast alle Busse, welche die Menschen durch Havanna fahren, halten hier.

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Alltagsatmosphären

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Drückende Hitze – eigentlich vollkommen normal, aber trotzdem immer wieder erwähnenswert. Sie ist allgegenwärtig und umgibt mich wie eine Blase. Das Leben scheint in doppelter Geschwindigkeit an mir vorbeizuziehen. Ich befinde mich in der Rolle des Beobachters, versuche alles zu sehen, alles mitzubekommen, alles aufzunehmen, zu riechen, zu hören, zu fühlen.

…Aber da ist immer noch diese Hitze…

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9 Tage Fidel – Die längste Schlange Kubas

Es ist acht Uhr dreißig, als wir am Morgen des 28.11 am ICAP, dem kubanischen Institut für Völkerfreundschaft ankommen. Die Einladung zu der Gedenkveranstaltung haben wir gestern erst im Verlaufe des Tages erhalten. Vor den großen Säulen der Empfangshalle des Gebäudes haben sich bereits um die 200 Menschen versammelt, um dem Máximo Líder – Fidel Castro, zu gedenken. Mir fällt die hohe Präsenz der Ausländer auf. Neben einigen Italienern, Deutschen und Kanadiern, haben sich vor allem viele Lateinamerikaner zu dieser Stunde am Institut eingefunden. Wir lauschen den kurzen Redebeiträgen einiger Vertreter von kubasolidarischen Organisationen, die teilweise extra zu Ehren Castros nach Kuba geflogen sind, sowie dem Präsidenten der UJC, der kommunistischen Jugend Kubas und der Präsidentin des ICAPs. Die Trauer der Anwesenden lässt sich in der allgemeinen Stimmung vor Ort erahnen. Es wird nicht gelacht, die Mienen wirken versteinert, einigen stehen die Tränen in den Augen.

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„Hey, My Friend“ – Der Dollar auf zwei Beinen

Ich bin umgeben von Straßenlärm, Abgaswolken und Menschenmassen. Ein teilweise erdrückendes Gefühl, verstärkt durch die unbarmherzige Hitze der gleißenden Sonne. Die Riemen meines Rucksacks schnüren sich schmerzend in meine Schultern, während ich mich durch die engen Gassen winde. Auf einmal stockt mir der Atem. Vor mir hat sich eine Gruppe von „Myfriends“ aufgebaut. An ihren Mundbewegungen erkenne ich die allzu bekannten Wörter: „Taxi, Zigarre, Restaurant“. Die Töne werden nur von der monotonen Melodie des Eiswagens an der nächsten Straßenecke verschluckt. Ich drehe mich um, versuche zu entkommen, doch es ist zu spät. Von Hinten hat sich unbemerkt eine weitere Gruppe genähert, die nun im Gleichschritt auf mich zuschreitet und zuerst leise, dann immer lauter werdend im Takt zu mir rüber ruft: „Taxi, Taxi, Taxi!“ Hilflos rolle ich mich auf der Straße zusammen, während sich die aufgebrachte Meute über mich hermacht. TAXI!, TAXI!, TAXI!

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Über Gespenster und Fledermäuse – Wie ein Schluck Bacardi der kubanischen Revolution schadet

Deutschland, Hamburg, 21.30 Uhr. Neongelbes Licht lässt die Umrisse einer Gruppe von Jugendlicher erahnen, die sich im Halbdunkel einer „Netto“ Reklametafel zusammengerottet haben. Rauch steigt über ihren Köpfen auf, windet sich um besagtes Schild und wird von der Dunkelheit verschluckt. Es ist ruhig um diese Zeit, die Straßen wie leergefegt. In der Ferne ist das Schlagen eines Glockenturms zu vernehmen. Eine Fledermaus lässt sich auf einem Baum in der Nähe nieder und scheint die Gruppe mit durchdringendem Blick zu beobachten.

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„No va a venir“

„Hey Americano, la guagua no va a venir.“

Ich sitze an einer Haltestelle mitten im Nirgendwo und warte auf meinen Bus. Vor mir hat sich aus dem Nichts Fernando aufgebaut, ein 32 Jahre alter Kubaner, kurze Haare, durchtrainiertem Körper, und zwinkert zu mir herüber mit einem breiten Grinsen, das seine Zahnlücke zwischen den beiden Frontzähnen zum Vorschau kommen lässt, Wahrscheinlich sehe ich etwas verwundert aus, denn ohne dass ich gefragt hätte, fügt er erläuternd hinzu:

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